Sortenempfehlungen für Streuobstwiesen

Standorteignung
Ein wichtiges Kriterium bei der Wahl einer Obstsorte ist die Standorteignung. Generell ist zu beachten, dass die einzelnen Sorten unterschiedlich auf Krankheiten und Klimaeinflüsse reagieren. In der freien Landschaft sollten hochstämmige Obstbäume wuchsfreudig, robust, wenig pflegebedürftig und unempfindlich gegenüber Krankheiten sein.

Mit dem gemäßigten Klima in Mittelgebirgen, in Höhenlagen zwischen 200 und 500 Metern, kommen fast alle Sorten gut zurecht. In Lagen über 500 Metern sind die Klimabedingungen ungünstiger und die Vegetationsperiode entsprechend kürzer. Hier lohnt es sich, entsprechende Erkundigungen bei der Baumschule einzuholen, welche Sorten für Höhenlagen besonders geeignet sind.

Verwendungszweck
Auch die beabsichtigte Nutzung des Streuobstes ist ein wesentliches Auswahlkriterium. Beim Wirtschaftsobst, welches der weiteren Verarbeitung (z.B. als Trockenobst, Kochobst oder für Saft) dient, sind hohe Fruchtsäure- und Zuckerwerte relevant. Für Obstweine werden hingegen in der Regel ein herber Geschmack und ein sehr hoher Fruchtsäuregehalt benötigt.

Im Gegensatz zum Sortenspektrum des modernen Marktobstes eignen sich zahlreiche alte Sorten auch gleichzeitig als Tafel-, Wirtschafts- und Mostobst. Wenn man bedenkt, dass Obstbäume bei guter Pflege auch noch in 50 Jahren genutzt werden, ist es empfehlenswert, neben einem Nutzungsschwerpunkt auch Sorten mit anderen Verwendungsmöglichkeiten beizumischen.

Sortenvielfalt
Die Pflanzung einer großen Sortenvielfalt ist generell ratsam. Zum einen haben einige Sorten nur jedes zweite und dritte Jahr einen Vollertrag und diese Ertragsschwankungen können durch den Anbau verschiedener Sorten ausgeglichen werden.

Zum anderen wird die Befruchtung der Bäume durch die Sortenvielfalt gefördert. Und letztendlich wirkt sich ein Mix von unterschiedlichen Sorten auch positiv auf den Gesundheitszustand der Bäume und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen aus.

Erhalt alter und lokaler Obstsorten
Besonders alte Streuobstwiesen mit einem breiten Sortenspektrum fallen oft durch ihre große Baumgesundheit, hohe Vitalität und gesunde sowie fleckenfreie Früchte auf, obwohl niemand Pflanzenschutzmaßnahmen durchführt, wie sie in modernen Erwerbsobst-Plantagen üblich sind. Im modernen Erwerbsobstbau werden hingegen nur noch wenige genetisch eng verwandte Sorten angepflanzt. Diese genetische Verarmung hat zur Folge, dass – ungeachtet der geschmacklichen Qualität und hohen Erträge – die Obstgehölze hoch krankheitsanfällig sind und nur noch mit Hilfe von Pflanzenschutzmitteln makelloses Obst produzieren können.

Mit dem Wertewandel gerieten gleichzeitig viele alte und regionale Sorten in Vergessenheit, da sie nicht mehr im Sortenspektrum der Baumschulen enthalten waren. Gerade diese Sorten können aber für den Selbstversorgeranbau große Bedeutung haben, weil sie sich im Laufe der Zeit bestens an die örtlichen Gegebenheiten wie Boden oder Klima anpassen konnten und oftmals sehr robust, ertragsreich und wenig pflegebedürftig sind. Streuobstwiesen mit alten lokalen Obstbaumsorten haben somit nicht nur für unsere historische Kulturlandschaft und Artenvielfalt eine hohe Relevanz, sondern tragen gleichzeitig zum Erhalt von genetischen Ressourcen bei.

Sortenechtheit
Leider kommt es bei Lieferungen aus Baumschulen immer wieder zu Fehletikettierungen. Wählen Sie daher eine Baumschule aus, der Sie vertrauen.

Denn eine genaue Bestimmung ist beim Hochstamm erst nach etwa acht Jahren möglich, wenn die ersten Früchte am Baum hängen. Bei vielen Sorten existieren mehrere Synonyme und Lokalbezeichnungen. So konnten für die deutschlandweit verbreitete Apfelsorte „Rheinische Schafsnase“ allein im Süden des Landes Rheinland-Pfalz circa 30 verschiedene Schreibweisen bzw. Synonyme nachgewiesen werden. Weniger stark nachgefragte Sorten sollten in der Baumschule mit einem Vorlauf von ca. zwei Jahren  bestellt werden. Dann können diese gezielt angezogen oder beschafft werden. Damit wird die Gefahr der schnellen „Etikettenlösung“ deutlich verringert. Auf Virusfreiheit sollte immer geachtet werden.

Regionale Obstsortenliste

Äpfel
Blenheimer Goldrenette
Brettacher
Rheinischer Bohnapfel
Danziger Kantapfel
Eifler Rambour
Goldparmäne
James Grieve
Hauxapfel
Kaiser Wilhelm
Luxemburger Renette
Luxemburger Triumph
Purpurroter Cousinot
Rheinischer Winterrambour
Riesenboiken
Roter Bellefleur
Roter Boskoop
Roter Eiserapfel
Trierer Weinapfel
Welschisner
Wiesenapfel

Birnen
Doppelte Philippsbirne
Gellerts Butterbirne
Pleiner Birne
Gute Graue
Nelchesbirne (Most, Brennerei)
Conference
Pastorenbirne
Karcherbirne (Most, Brennerei)
Palmischbirne (Most, Brennerei)

Pflaumen
Nancy Mirabelle
Quillins Reneclaude
Hauszwetschge
Wangenheimer Frühe
Katinka
Ortenauer

Kirschen
Büttners Rote Knorpel
Hedelfinger
Burlat
Napoleon
Schneiders Späte Knorpel