Krankheiten

Die wichtigsten Krankheiten und Schädlinge im Streuobst

Schorf, Scharka und Schildlaus machen auch vor Streuobstbäumen nicht halt. Die Qualitätserwartungen an die Früchte sind in der Regel aber geringer als im Erwerbsanbau, weswegen bei vielen Krankheiten nicht regulierend eingegriffen werden muss. Andere Krankheiten hingegen können solch schwerwiegende Schäden verursachen, dass der Baum im Extremfall absterben kann. An dieser Stelle soll kurz auf die wichtigsten Erreger eingegangen werden.

Nager
Wühl- und Feldmäuse schädigen Obstgehölze durch Fraß von Wurzeln und Rinde. Die Bekämpfung ist schwierig, da die Tiere überwiegend unter der Erde leben. Schäden fallen meist erst durch Wuchsdepression im Frühjahr auf. Natürliche Feinde sind Greifvögel, Füchse, Marder, Mauswiesel etc. Direkte Bekämpfung kann mit Fallen erfolgen, Giftköder entsprechen nicht der naturnahen Kulturführung von Streuobst. Basisschutz gegen Wühlmäuse bietet das Pflanzen in einen Drahtkorb, wie im Kapitel Pflanzung beschrieben. Eine große Baumscheibe und kurz gehaltener Unterwuchs bietet den Tieren wenig Deckung, zusätzlich vorhandene Sitzstangen können die Fangquote durch Greifvögel erhöhen.
Schäden durch Kaninchen können gut mit einem Stammschutz vermieden werden.

Frostspanner
Die Raupen dieses Schmetterlings fressen im Frühjahr an jungen Blättern und Blüten. Bei starkem Befall kommt es zu Kahlfraß, schwache Bäume werden weiter geschwächt. Dem Baum fehlen zudem erste Blätter, die für die Versorgung der jungen Früchte wichtig sind. Fruchtansätze können in Folge abgeworfen werden.
Eine Bekämpfung kann einfach erfolgen, da die Schmetterlingsweibchen flugunfähig sind und am Stamm hinauf wandern müssen. Dies kann leicht mit einem Leimring verhindert werden, der Anfang/Mitte Oktober vor den Nachtfrösten um den Stamm angelegt wird. Da mit dem Leimring auch Nützlinge gefangen werden, sind die Leimringe im zeitigen Frühjahr wieder zu entfernen. Bei geringem Befall und waldferner Lage ist eine Bekämpfung nicht unbedingt erforderlich. Hier sollte die Futtersuche verschiedener Vögel für die Regulation ausreichen. Bei unerwartet starkem Befall im Frühjahr kann mit auch mit zugelassenen Bacillus thuringiensis-Präparaten gearbeitet werden.

Blattläuse
An Obstgehölzen können verschiedene Blattlausarten auftreten. Viele sind spezifisch für eine Wirtspflanze. Sie schädigen direkt durch ihre Saugtätigkeit, indirekt durch reduzierte Photosyntheseleistung der befallenen Blätter oder verkümmerte Triebe. Insbesondere die Mehlige Apfelblattlaus verursacht nachhaltige Schäden, da deren Speichel Triebe und Früchte verkümmern lässt. Dies schafft hauptsächlich in der Erziehungsphase der Bäume Probleme.
Blattläuse können durch ihre Saugtätigkeit auch Überträger von Viruskrankheiten sein. Das Scharkavirus (Plum pox virus) beispielsweise wird durch die Pfirsich- und Pflaumenblattlaus übertragen.
Die Bekämpfung erfolgt zeitverzögert durch Nützlinge oder biologisch/chemisch durch zugelassene Pflanzenschutzmittel. Diese sind jedoch häufig nicht nützlingsschonend.

Borkenkäfer
Verschiedene Borkenkäferarten wie der Ungleiche Holzbohrer oder der Obstbaumsplintkäfer können im Streuobst auftreten. Während die Larven des Obstbaumsplintkäfers zwischen Rinde und Holzkörper leben und fressen und den Ast zum Absterben bringen, bohrt der Ungleiche Holzbohrer einen Brutgang im älteren Holz. Seine Larven ernähren sich in diesem Gang vom Pilzmyzel eines eingebrachten Ambrosiapilzes.
Borkenkäfer befallen in der Regel bereits geschwächte Bäume (Mäusebefall, Frost, Nährstoffmangel) oder Baumteile. Wüchsige Bäume werden verschont.
Der Ungleiche Holzbohrer kann gut mit Alkoholfallen abgefangen werden.

Obstbaumkrebs
Obstbaumkrebs wird durch einen rinden- und holzzerstörenden Pilz verursacht. Sporen bilden sich am infizierten und abgestorbenen Pflanzengewebe. Als Wundparasit dringt der Pilz über Verletzungen in das Gewebe ein und infiziert bei länger anhaltender hoher Luftfeuchtigkeit. Mögliche Infektionsstellen können auch nicht verkorkte Blattnarben, Fruchtkuchen, Hagelschäden oder Schnittstellen sein. Entscheidende Kriterien für eine Infektion sind die Anfälligkeit der Sorte sowie das Mikroklima des Standortes. Betroffene Stellen am Baum sollen ausgeschnitten werden. Um Infektionen beim Baumschnitt möglichst gering zu halten, sollte nur bei Trockenheit geschnitten und das Schnittgut der befallenen Äste verbrannt oder entsorgt werden.

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Schorf
Schorf ist eine überwiegend an Blättern und Früchten auftretende Pilzinfektion. Im Erwerbsanbau ist die Krankheit bedeutend, da die Vermarktungsfähigkeit der Früchte dadurch nicht mehr gegeben ist. Im Streuobstanbau ist ein geringer Befall dagegen akzeptabel, denn Schorf bildet keine Toxine (Giftstoffe). Weil die Anfälligkeit gegenüber Schorf sortenabhängig ist, sollten im Streuobstanbau vor allem unempfindliche bewährte Obstsorten gepflanzt werden. Einige Sorten sind gegenüber Schorf resistent; allerdings kann die monogene (einfache) Resistenz schnell durchbrochen werden.

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Scharka (Plum Pox Virus)
Die durch einen Virus hervorgerufene Krankheit Scharka befällt Pflaumen, Zwetschgen, Mirabellen, Reneclauden, Pfirsiche und Aprikosen. Schlehen und Kirschpflaumen (Prunus cerasifera) sind ebenfalls häufig infiziert. Die kranken Bäume zeigen Blattsymptome, oftmals vorzeitigen Fruchtfall und deformierte sowie eingesunkene Früchte, welche nicht mehr nutzbar sind. Einzelne Sorten weisen nur Blatt- aber keine Fruchtsymptome auf, sie sind bei Befall aber Infektionsherd. Der Virus wird von Blattläusen übertragen. Ein Schutz kann nur durch die Bekämpfung der Krankheitsüberträger erfolgen, da der Befall nicht heilbar ist.

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Kirschfruchtfliege
Die Kirschfruchtfliege ist ein Schädling im Kirschanbau. Sie befällt die Früchte in der Zeit der Umfärbung von Gelb auf Rot. Mit der Fruchtreife wird die in der Frucht wachsende Made sichtbar. Kirschfruchtfliegen reagieren auf Gelbtafeln; dadurch kann die Anwesenheit zwar festgestellt, ein Befall aber nicht vermieden werden. Wirksame Pflanzenschutzmittel sind für den Streuobstbereich nicht verfügbar. Eine fliegendichte Einnetzung ist bei den üblichen Baumgrößen im Streuobst in der Regel nicht realistisch machbar.