Wohin mit dem Obst?

Viele Streuobstwiesen dienten früher der Selbstversorgung mit frischem Obst oder als Rohprodukt der daraus hergestellten Verarbeitungsprodukte wie Marmelade, Kompott, Viez, Destillat oder ähnlichem. In fast jedem Haushalt war eine gute Lagermöglichkeit für Äpfel und Birnen gegeben. Meist hatten die Häuser einen Kellerraum mit gestampftem Lehmboden und Natursteingewölbe oder eine geschützte Scheunenecke. Diese Räume boten mit hoher Luftfeuchtigkeit und gleichmäßiger Temperatur von maximal 10 bis 12 °C nahezu optimale Lagerbedingungen für die damals angebauten Sorten. Die besten und unversehrten Früchte wurden eingelagert, die anderen verarbeitet oder schnell verbraucht.
Gerade Spätsorten konnten unter diesen Bedingungen langsam nachreifen und ihr Genussoptimum im Winter oder Frühjahr erzielen. Fruchtsäuren wurden bei Lagerung abgebaut und die Früchte weicher und genießbar. Durch einen natürlichen Wachsfilm auf der Schale können viele Sorten die Verdunstung verringern. So hielten sich die Früchte dieser Sorten bis April, teilweise auch länger.

Modernen Häusern fehlt dieser gut geeignete Lagerraum in den meisten Fällen. Lagerräume und Keller sind dort für eine Apfellagerung zu trocken und zu warm. Dadurch ist eine traditionelle Vorratshaltung in Neubauten kaum möglich, die Früchte reifen zu schnell, schrumpeln ein und sind meist nur bis zum Jahresende genießbar. Möchte man dennoch möglichst lange eigenes Obst essen, muss das Lager optimal angepasst sein. Wichtige Punkte für eine Lagerung von Streuobst sind: Temperatur unter 10 °C, immer frostfrei, hohe Luftfeuchtigkeit, gute Lüftung, sicher vor Mäusebefall.
Alle Lageroptionen in Neubauten sind Kompromisse, bei denen eine oder mehrere Bedingungen nicht erfüllt sind. Bei Lagerung in Gartenhäusern oder auf Balkonen ist die Temperatur im Herbst zu hoch und der Platz im Winter nicht frostfrei. Lebensmittel in Garagenräumen zu lagern kann wegen Abgasen und Gefahrstoffen kritisch gesehen werden. Kleineren Erdmieten fehlt der Luftaustausch und Kühlschränke sind zu klein. Eine gewisse Verbesserung des Lagers kann das Abdecken der Früchte mit Folie sein und bei Frostgefahr das Umlagern der Früchte in einem möglichst kühlen und frostfreien Raum.

Im Herbst bietet sich immer an, die Masse der Früchte zu Saft, Viez oder Destillat verarbeiten zu lassen. Hier gibt es vielfältige Konzepte vom Verkauf der Früchte an verarbeitende Betriebe über die Lohnpressung in stationären Keltereien oder durch eine mobile Kelterei vor Ort und Abfüllung in „Bag in Box“-Gebinde. Die erzeugten Produkte sind lange haltbar.
Destillate dürfen nur von zugelassenen Brennereien erzeugt werden; hier sind die einschlägigen Vorschriften zu beachten. Die Brenner informieren Sie gerne.

Eine Auswahl an Kontaktdaten von regionalen Keltereien und Ansprechpartnern für Brennereien finden sind hier gelistet oder einfach auf den Websites der Naturparke (www.naturpark-suedeifel.de, www.naturpark-eifel.de) unter dem Stichwort „Streuobst“.