Die Mistel

Auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind zahlreiche Obstbäume von der Mistel befallen. Die Mistel ist ein immergrüner Halbschmarotzer, der die Obstbäume kontinuierlich schwächt. Besonders betroffen sind Weichhölzer wie Apfel, Birne, Pappel und Weide.

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Damit Streuobstwiesen wichtige Brenn- und Mostobstlieferanten bleiben und die ökologische Wertigkeit dieser landschaftsprägenden Obstbestände
erhalten wird, ist das Zurückdrängen des Mistelbefalls dringend notwendig. Bis vor ca. 60 Jahren war das Entfernen der Mistel und damit die Pflege der Obstbäume  per Verordnung vorgeschrieben. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Mistel übermäßig ausgebreitet, da die Obstbäume  in vielen Fällen nicht mehr ausreichend gepflegt werden und das Klima der Südeifel besonders mild ist.
Heute ist die Sicht differenziert, denn einerseits sind Misteln ein Teil der biologischen Vielfalt und deren Früchte Nahrung für verschiedene Tiere. Bei massivem Auftreten sind sie leider ein Zeichen vernachlässigter Obstbäume. Während ein minimaler Besatz aus ökologischen Gründen akzeptiert werden kann, führt starker Befall zum Absterben der Bäume. Entgegen landläufiger Meinung ist die Laubholzmistel (Viscum album) bei uns nicht geschützt und darf ganzjährig entfernt werden.

Botanik
Die zweihäusige Mistel wächst als grün belaubter kugeliger Strauch an Kronenästen des Wirtsbaumes. Über ein spezielles Verankerungssystem (sog. Haustorien) entzieht die Mistel dem Baum Wasser und Nährstoffe. Mit immergrünen Blättern betreibt die Pflanze eigenständig Photosynthese. Durch zunächst langsamen Wuchs kann sich der Halbschmarotzer in den ersten Jahren unentdeckt entwickeln. Um eine Größe von 80 cm Durchmesser zu erreichen, benötigt die Mistel ca. zehn Jahre.

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Die Blüten sitzen unscheinbar in der Gabel zwischen den Zweigen. Die Blütezeit ist von Ende Februar bis Mitte März. Ab Ende Juni entwickeln sich die Beeren. Die Frucht ist weiß und hat ein bis zwei Samen in einer Scheinbeere. Der Samen ist von einem schleimigen, klebrigen Fruchtfleisch umgeben. Im Winter sind die Früchte für Vögel, besonders  Drossel, Specht und Eichelhäher eine zuverlässige Nahrungsquelle. Sie fressen die Früchte und scheiden den Samen mit dem Kot aus oder streifen die klebrigen Samen mit dem Schnabel an den Ästen der Bäume ab. Der Samen keimt bald darauf. Zunächst wächst ein kleiner Stängel mit einer Haftscheibe aus dem Samen, aus der kurz nach der Keimung eine Saugwurzel (Senker) in den Ast des Wirtes hineinwächst und in die Leitungsbahnen des Baumes vordringt. Die Wirtspflanze wird immer stärker geschwächt, die Erntemenge und Fruchtqualität des befallenen Obstbaumes geht aufgrund fehlender Wasser- und Nährstoffversorgung zurück.

Giftigkeit und Bedeutung
Alle Pflanzenteile der Mistel enthalten Giftstoffe in Form von basischen Polypeptidgemischen (Viscotoxine) und Lektinen. Deren Konzentration soll von der Art der Wirtspflanze abhängig sein. Als Heilpflanze wird die Mistel in der heutigen Zeit  unter anderem bei Bluthochdruck und in der alternativen Krebsbehandlung eingesetzt.
Zudem werden Mistelzweige vorwiegend in der Weihnachtszeit für Dekorationszwecke auf Märkten angeboten.

Entfernung
Erfahrungen zeigen, dass nur bei einer regelmäßigen Schnittpflege der Obstbäume ein Zurückdrängen der Mistel möglich ist. Da sich die Mistel auch aus  den Senkern heraus wieder regenerieren kann, sind befallene Äste möglichst vollständig zu entfernen. Bei Befall an Leitästen würde dies jedoch Habitus und Statik des Baumes gefährden. Hier sollten die Triebe der Mistel kontinuierlich herausgebrochen werden. So kann im Bestand das Samenpotential minimiert und die Verbreitung eingeschränkt werden. Wer seine Bäume erhalten und noch lange Früchte ernten möchte, sollte die Mistel regelmäßig wegschneiden oder ausbrechen.